Ich hatte ja ( hier) schon einmal darüber geschrieben, was für mich warum wirklich Urlaub bedeutet. Nun war es dank den gegebenen Umständen für mich vollkommen inakzeptabel eine Fernreise mit dem Flieger zu machen. Um ganz ehrlich zu sein, ich wollte eigentlich meinen gesamten Sommerurlaub daheim in Berlin bleiben. Im letzten Sommer waren wir nämlich für drei Wochen an der Ostsee und hatten genau 3 Strandtage in der gesamten Zeit. Klar, es war trotzdem schön, aber darauf hatte ich nicht noch einmal Lust.
Trotz aller Bedenken und ein Stückweit wohl auch, weil die Inzidenz zwischenzeitlich sogar schon unter 5 lag, ließ ich mich von meinem Mann zu einer Reise nach Kroatien breit schlagen. Trotz aller Bedenken bezüglich stressiger Anreise im Auto und der Tatsache einer Ferienwohnung, freute ich mich kurz vor der Abfahrt dann doch irgendwie.
Die Kinder waren in der Woche noch im Sportkamp, dort holten wir sie ab, stiegen in das gepackte Auto (gut bestückt mit SUP, den Rädern, Schnorchelequipment und so weiter) und fuhren dann, nach dem obligatorischen Negativtest, in Richtung Süden. Der Schatz war sowieso noch im „Nachtschichtenmodus“ und so hatten wir entschieden, dass er zuerst fahren würde und wir dann entweder tauschen oder eine Rast machen würden, wenn er nicht mehr könnte. Geplante Ankunft laut Navi war 5:30 Uhr in der Ferienwohnung.
Es war also 17 Uhr, als wir im berliner Norden abfuhren. Die Kinder waren entspannt und kuschelten sich an den Hund, während sie auf dem Tablett einen Film schauten. Diese Idylle hielt bis 22 Uhr. Wir waren bis dahin relativ gut durch die vielen Baustellen gekommen und waren gerade bei Bayreuth, als mich mein Telefon vor einem Gegenstand auf der Fahrbahn warnte. Ich schaute auf das Display, um zu sehen wie weit die Stelle noch wäre, konnte aber nichts ausmachen. Als ich wieder nach oben sah, tauchte im Scheinwerferkegel auch schon ein riesiges, schwarzes Etwas auf, über das wir mit 100km/h rumpelten. Kein besonders schönes Erlebnis. Warnblinker an, Geschwindigkeit weiter verringern und rauf auf den Standstreifen, Warnweste an und erst einmal nachgeschaut, ob es allen gut geht und dann erste Bestandsaufnahme am Auto. Was ein Glück, der Schreck saß tief, aber niemand war verletzt, im Gegensatz zum Auto, was schon ein bisschen was abbekommen hatte.
Die Elektrik des Fahrradträgers war vollkommen zerschossen, die Stecker kaputt gefetzt und machten kleine Funken bei Kontakt, der Träger selbst saß noch fest und sicher, nur das Nummernschild und die Beleuchtung hingen am seidenen Kabel, einer der Trägerarme war stark verbogen. Die vordere Stoßstange hatte einen Nebelscheinwerfer eingebüßt, ein Riß in der Stoßstange selbst war auch zu sehen. Unten drunter sah man eine Beule im Kühler und den Abrieb eines Reifens, teilweise war sogar eine Reifenspur zu erkennen. Hinter uns war inzwischen (ja, binnen 2 Minuten) die Polizei fleißig am einsammeln einzelner Teile von insgesamt 10 geschädigten Fahrzeugen, die alle brav auf dem Standstreifen standen und auf die Beamten warteten.
Als wir an der Reihe waren unsere Dokumente auszuhändigen, erfuhren wir, dass wir über einen LKW-Reifen gefahren waren. Der Schatz machte sich Vorwürfe und überlegte (auch Tage später noch), ob er irgendwie hätte anders reagieren können, doch ganz ehrlich: er hat alles richtig gemacht!
Wir mussten die nächste Abfahrt runter und auf die Herren in blau warten. Eine Stunde lang. Währenddessen hatte ich den ACE (für die Klugscheißer: das ist der AutoClubEuropa) angerufen. Die Polizei kam, gab uns die Papiere wieder und wir warteten weiter auf den vom ACE geschickten Menschen.
Nach 75 Minuten entschied ich mich dann, dass meine Geduld langsam genug gelitten hat und rief noch einmal dort an. Die Dame am Telefon war ein wenig verwirrt, denn unser erster Anruf war zwar registriert, aber das System hatte sich wohl aufgefangen (wert glaubt *hust*) und so war der Auftrag noch gar nicht rausgegangen. Meine unglaublich gute Laune kann man sich wohl bildlich vorstellen. Aber auch ich werde älter und ruhiger, so bat ich also relativ gefasst darum, alles in die Wege zu leiten und ein wenig auf Dringlichkeit zu machen, da wir ja Kinder im Auto haben und gerne weiter fahren würden.
Keine 10 Minuten später rief uns dann auch tatsächlich ein ‚Mechaniker‘ an und fragte, was wir denn tatsächlich bräuchten. Gut, dass ich den Schatz dabei hatte, denn ich hätte dem guten Mann geantwortet, dass er kommen und selber schauen soll, denn ich bin weder Karosseriebauer, noch Mechatroniker. Na gut, Ende vom Lied war also, dass er uns erklärte, dass er uns nicht helfen könne, da wir dafür einen Elektriker bräuchten und wir uns einfach ein Zimmer nehmen und dann am nächsten Tag in eine Werkstatt gehen sollen. Klar, easy, Nachts um kurz nach 0 Uhr ein Zimmer irgendwo im Nirgendwo für 4 Personen plus Hündchen zu finden. Die warten bestimmt alle nur auf Leute wie uns, mitten in den Sommerferien *totlach*

Um 0h fuhren wir dann also endlich weiter, Kabelbinder, KFZ-Meisterfreund-Ferndiagnose und Schatz sei Dank und rauschten voll in einen Stau nach dem anderen. Unfallstaus, Grenzübergänge, Mautstellen… Überall hieß es entweder schleichen oder ewig stehen. Ein übliches Debakel auf dem Weg nach Kroatien, wie man uns in einem Stau vor der letzten Grenze versicherte. Ein Traum! Der Schatz war ein bisschen angekrümmelt, denn er hätte sich, wenn er das gewusst hätte, einen Einweggrill mitgenommen damit wir ein warmes Mittag haben (und ohne Witz, wir hätten es zeitlich geschafft!). Als wir dann endlich die letzte Mautstelle erreicht hatten, mussten wir uns nur noch, mit gefühlt Tausend anderen Urlaubern, in Richtung Fähre schleichen. Die Aussicht auf der Küstenstraße konnten wir durch das geringe Tempo dann aber alle schon einmal genießen.
Um 16 Uhr hatten wir dann endlich unsere Unterkunft erreicht, der Schatz hatte bis auf eine halbe Stunde die gesamte Strecke alleine gerockt und wir schwankten zwischen auspacken, an den Strand gehen oder einfach nur schlafen.