Erinnerungen

Es ist schon spät, kurz vor zehn, und ich musste einfach raus. Heute wollte ich mich nicht ärgern und zur Weißglut aufheizen. Also stieg ich ins Auto und statt sinnlos darin herum zu sitzen, schmiss ich den Motor an und nannte dem Navi das nächst beste Ziel, was mir in den Sinn kam. Warum es ausgerechnet der Ku’Damm war, ist mir ein Rätsel, aber nun gut, gesagt ist gesagt. Ich schlenderte über die vollen Gehwege und erinnerte mich. An verschneite Tage, an denen ich hier lang gehopst mir, hinter mir die Erwachsenen irgend etwas quatschen. Mein Uropa, nimmt mich an die Hand und erklärt mir, warum die Kirche auf der anderen Seite nicht repariert wird. Ich mache mir Sorgen, dass das schöne Gebäude noch mehr kaputt geht, denn durch das kaputte Dach regnet es doch rein?!

Ein Stückchen weiter muss ich an meinen ersten Kinobesuch mit meiner älteren Schwester denken. Es war „Arielle“ und sie wäre am liebsten vor Scham gestorben (ich konnte noch nie schön singen, aber mit viel Leidenschaft und vor allem sehr laut).

Auf der anderen Seite war ich ganz oft während meiner Ausbildung mit Freunden. Ein bisschen schlendern, McD, das Ku’Dorf (Diskothek), Hugendubel, ein Eis am Brunnen essen und das Gesicht in die Sonne halten.

Und dort drüben habe ich mir alle meine Piercings machen lassen. Daneben ist gleich der Bahnhof, wo ich zwei Jahre lang jeden Sonntag stand und meine erste Tragödie zum Zug brachte. Oder später selber mit Kind und Kegel in den Zug nach Niedersachsen stieg.

Damals war ich oft und gerne hier…

Und nun schaue ich mich um. Kaum einer der Läden von damals ist noch da. Plötzlich stehen neue Gebäude und Alte sind spurlos verschwunden. Was sind das für Geschäfte und finde ich die gut?!

Wo ich mir aber ganz sicher bin, ist dass mich dieser Ort mit Traurigkeit erfüllt. Nicht nur, weil hier Schlimmes passiert ist und man diese hässlichen aber sinnvollen Ungetüme hier hingestellt hat. Sondern weil ich alt werde und merke wie ich diesen Satz „Damals war alles besser“ immer mehr verstehe. Natürlich war nicht alles besser, aber es fällt mir schwer, diesen neuen Ort so zu akzeptieren.

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Der unsoziale Schweinehund auf der Couch

Kennt ihr das, wenn ihr keine Lust habt, andere Menschen zu sehen? Ich kenne das sehr gut. Es gibt so Phasen, manchmal länger, manchmal kürzer, in denen ich in meiner Freizeit einfach niemanden treffen möchte. Ich bin dann einfach nur glücklich, wenn ich am Wochenende im Kreise meiner Liebsten auf meiner Couch herumgammeln kann. Während dieser Phase ertrage ich bedingt den Besuch von einer Freundin unterhalb der Woche, die dann relativ regelmäßig für zwei Stunden bei mir vorbei kommt, allerdings absolut nichts erwartet. Manchmal sitzen wir einfach nur da, glotzen stumpf in die Glotze und mampfen etwas vom Lieferservice, manchmal unterhalten wir uns angeregt. Je nach Tagesform. Das ist in Ordnung, aber manchmal das Maximum, was ich an sozialer Interaktion neben Job und familiären Verpflichtungen ertrage. Ich kenne das und schaffe es in der Regel ganz gut, meine Familienwochenenden so zu lenken, dass sich alles ganz gut in meine Befindlichkeiten fügt. Manchmal kommt mir aber mein Mann dazwischen und arrangiert irgendwelche Verabredungen. Ich versuche sie dann zu überstehen, jedoch ist es oftmals so, dass ich dann sehr zickig bin und auch wenn ich mich versuche zusammen zu reißen, ist es recht schwierig mit mir um zugehen. (Sorry dafür! -.-)

So kommt es, dass ich entweder sehr tolerante Freunde habe, oder mit anderen keinen Kontakt mehr habe. Traurig, aber selbstverschuldet und auch in Ordnung.
Diese Woche überkam es mich jedoch und ich verabredete mich, ganz zum Erstaunen meines Gatten, mit einer Freundin, die ich das letzte Mal im April getroffen und gehört hatte. Und je näher unsere Verabredung für heute rückte, umso mehr freute ich mich auf das Treffen.

Heute war es also so weit und ich freute mich immens. Bei der Freundin pünktlich zur verabredeten Zeit angekommen, öffnete uns die Tochter die Tür mit den Worten „Na da seid ihr ja endlich!“, umschlang meine Prinzessin und von da an, waren sie kaum noch zu sehen. Wir Erwachsenen saßen den gesamten Tag über auf der Terrasse, genossen Grillgut, Kuchen und unsere Gespräche, während die Kinder alle irgendwo und nirgendwo spielten. Und was sich unglaublich langweilig und spießig anhört, war so etwas wie 10 Liter Schokopudding für die Seele.

Am Ende bin ich in der Hoffnung gegangen, dass ich es diesmal schaffe etwas schneller eine solche Verabredung zu treffen und einzuhalten. Es muss doch möglich sein, dass man neben Arbeit, Mutterpflichten und Schlaf eine Lücke in der Couchzeit einzurichten, in der ich mich gerne mit Freunden treffe und die Zeit genießen kann.

Kennt ihr das auch, manchmal, oft, nie???
Wie geht ihr damit um?

Schwerste Zeit

Durch unglückliche Umstände gehen meine beiden Kinder auf die Schule, an der arbeite. Besonders gelungen finde ich das Ganze nicht, vielleicht komme ich dazu nochmal in einem anderen Post zu sprechen.

Wie dem auch sei, am Freitag kam die Prinzessin zu mir in die Mensa und erklärte mir, dass sie und ihre Freundin nun los gehen würden. Prinzessin hatte sich mit ihrer Freundin für eine Übernachtung verabredet. Ein wenig irritiert fragte ich, ob denn die Mama sie gar nicht von der Schule abholen würde, da besagte Freundin doch ein Stückchen von der Schule entfernt wohnt. Selbstbewusst erklärten mir die Mädchen, dass sie alleine gehen würden, immerhin wären sie zusammen ja auch schon 16 Jahre alt. Wie willst du da als Mutter noch etwas sagen, frage ich euch? Eine halbe Stunde später kam die WhatsApp der Mama, dass die Mädels gut angekommen waren.

Der Rest meines Arbeitstages verlief ruhig und planmäßig. Ich schnappte mir den Prinzen und fuhren nach Hause. Gerade auf der Couch angekommen und die Füße ausgestreckt, rief mich die Mama der Freundin an. Ob sie stören würde, fragte sie. Natürlich sagte man da nicht nein und so erzählte sie mir, mit abnehmender Ruhe, dass die beiden Mädels vor einer Stunde zum Spielen nach draußen gegangen waren, jedoch nicht da gelandet sind, wo sie hätten sein müssen. Von der anfänglichen Ruhe des Gespräches waren inzwischen noch gute 15% übrig, denn sie suchte die Mädels bereits seit einer dreiviertel Stunde überall und konnte sie nicht finden. Mein Herz schlug schneller. Mit dem Handy am Ohr zog ich mich an, nahm mir meinen Autoschlüssel und machte mich auf den Weg zurück in Richtung Schule.

Die Prinzessin und die Freundin sind zwei sehr zuverlässige Kinder und wenn man mit ihnen verabredet, dass sie sich nur an diesem Ort aufhalten dürfen, dann kann man sich darauf verlassen, dass sie auch bei plötzlichem Starkregen nicht von diesem Ort verschwinden. Und genau das verursachte bei uns Müttern beginnende Panik.

15 Minuten brauchte ich, bis ich angekommen war. Wie verabredet suchte ich die unterschiedlichen Spielplätze und Einrichtungen mit dem Auto ab, während die andere Mama zu Fuß alle möglichen Strecken, Wege und abgelegenen Spielplätze absuchte. Eine Freundin von mir und ihre Tochter waren zwischenzeitlich auch schon unterwegs und die älteste Schwester der Prinzessinfreundin besetzte die Stellung vor dem Wohnhaus.

Und plötzlich wird dir klar, wie groß dieser kleine Ortsteil ist. Wie viele Spielplätze und Wege es dort gibt und wie verdammt klein dein Mäuschen doch eigentlich noch ist. Und auf der anderen Seite versuchst du dich mit der Tatsache zu beruhigen, dass sie ja immerhin zu zweit sind. Dass man bestimmt nur aneinander vorbei ist und dann fährt ein Lieferwagen ohne Fenster an dir vorbei und du schreibst dir das Kennzeichen sofort auf, weil der Kerl darin so dubios wirkt und du dir plötzlich nicht mehr so sicher bist, dass die Mädels irgendwo spielen.

Voller Angst und Befürchtungen trafen sich dann alle Suchenden wieder und ich verkündete, dass ich nun die Polizei anrufen würde, immerhin vermissten wir die zwei schon seit 2 Stunden. Und just in dem Moment, wo ich die 0 wählen will, kommt die Freundinschwester um die Ecke gerannt und schreit uns zu, dass sie die Beiden gefunden hat.

In diesem Moment löste sich alles in mir, die Erleichterung bahnte sich ihren Weg in Form von Tränen ihren Weg in die Freiheit und ich nahm mein kleines Mädchen in den Arm, einfach nur froh, dass es ihr gut geht. Die Kleine verstand die Welt nicht, bis ich sie fragte, wo sie gewesen sind und dass ich gerade die Polizei rufen wollte, weil wir sie ewig nicht finden konnten und wir dachten, ihnen wäre etwas passiert. Sie schaute sich um, sah die Freundinmama, Freundinschwester mit ihrer Freundin, meine Freundin mit Tochter und da fing auch sie an zu weinen (für 2,5 Stunden).

Was war passiert? Die Mädels waren wie verabredet auf dem Spielplatz gewesen, als Prinzessin auf die Toilette musste. Also nahmen die Beiden ihr Zeug und gingen zur Freundin nach Hause. Dort war aber niemand mehr, denn die Mama hatte sich auf den Weg zum Spielplatz gemacht, wie verabredet. Nun musste Prinzessin aber auf die Toilette. Als klingelten sie bei der Nachbarin, von der die Freundin genau wusste, dass der Mann Polizist ist (also eine vertrauenswürdige Person) und gingen dort auf die Toilette. Irgendwie schienen die Beiden nicht mehr zugehört zu haben, als die Mama sagte, sie würde auf den Spielplatz nachkommen, also setzten sich die Mädels oben vor die Wohnungstür und warteten. Damit man sich nicht verpasst, harrten sie dort die gesamte Zeit aus, bis sie plötzlich von unten die Freundinschwester ihre Namen rufen hörten. Darauf taten sie etwas, was sie eigentlich nicht dürfen, nämlich auf den Treppenhausbalkon gehen und runter rufen, dass sie oben sind. Zum Glück!

Tja, also alles ganz unspektakulär, wenn man mal von der mütterlichen Angst und Panik absieht. Die Prinzessin hat an diesem Tag nicht bei ihrer Freundin geschlafen. Nicht weil wir die Kinder bestrafen wollten, sondern, weil wir alle emotional sehr fertig waren. Sie holten die Übernachtung dann am Folgetag nach.

Für mich steht fest, dass das der schlimmste Moment im Leben einer Mutter ist und das ich gelernt habe, was Angst wirklich bedeutet. Es waren zum Glück nur zwei Stunden voller Ungewissheit und Sorge und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, wenn man dieses Gefühl länger aushalten und ertragen muss, sei es durch Krankheit oder Verschwinden des Kindes.

Und wie aus allen Situationen im Leben nehme ich hier natürlich auch etwas mit: Da es leider gesetzlich verboten ist, mein Kind mit einem GPS-Tracker unter der Haut auszustaffieren und auch der angesprochene Tierarzt das nicht machen möchte (das Angebot war eigentlich sehr gut, dieser Spießer!), wird mein Kind nun doch ein Telefon bekommen. Und das, obwohl ich mich bisher dagegen gewehrt habe, sie vor dem 10. Geburtstag damit auszustatten. Auf der anderen Seite sage ich mir nun ganz klar: wir leben in einer Zeit, in der es möglich ist, also warum sollte ich die Möglichkeit nicht nutzen? Es geht nicht darum, dass sie das modernste Gerät bekommen, sondern darum, dass man sie hätte anrufen können, um zu erfahren, dass sie vor der Wohnung sitzen und warten. Nicht mehr, nicht weniger!!!

Selbstständigkeit ist näher als man denkt

Und plötzlich verabschiedete sich mein Knie von mir, genau einen Tag, nachdem ich wegen sporadischen Schmerzen im anderen Knie beim Arzt war. Naja, der Orthopäde diagnostizieret eine „Bursitis infrapatellaris“ und schrieb mich krank. Mal davon abgesehen, dass das echt fiese Schmerzen sind, war es mehr als lästig, dass ich weder besonders gut laufen, geschweige denn Auto fahren konnte. In den ersten zwei Tagen meiner Krankschrift war das auch kein großes Drama, denn mein Mann hatte frei und konnte das Elterntaxi spielen. Das ist nämlich der Nachteil, wenn deine Kinder nicht die Schule aus dem Einzugsgebiet besuchen: bis zu einem gewissen Grad muss das Bringen und Abholen durch einen Erwachsenen erfolgen und sei es nur, weil Mama es so will.

Am Abend saßen wir dann beim Abendbrot und ich überlegte mit meiner Familie, wie wir das am nächsten Tag machen würden, da der Mann Spätdienst hatte und die Kinder demnach nicht von ihm aus der Schule geholt werden konnten. Ich überlegte hin und her, wie ich den Arztbesuch um 11 Uhr und die unterschiedlichen Schulendzeiten der Kinder am besten verbinden könnte. Natürlich nicht besonders gekonnt, da die Zeiten wirklich weit auseinander lagen.
Mein Großer schaute mich an und schlug vor, dass er mit seiner kleinen Schwester nach dem Gitarrenunterricht mit dem Bus kommen könnte. Dann könnte ich mein Bein ausruhen und müsste nicht hin und her fahren. Keine ganz so schlechte Idee, wie wir zugeben mussten.
Gemeinsam besprachen wir, wo die Bushaltestelle ist, welcher Bus der Richtige ist, an was die Beiden alles denken müssten und wo sie aussteigen würden. Vollkommen selbstbewusst gaben die Beiden Antwort auf jede Frage und wirkten dabei so überzeugend, dass wir uns auf das Experiment einließen.

Dann war es also so weit. Der Große wurde mit einem Handy, den Fahrkarten, einem Notfall-Spickzettel und ganz viel Vertrauen ausgestattet und der GöGa fuhr sie zur Schule. Dabei interviewte er die Kids nochmal unauffällig und stellte ihre Fahrtauglichkeit fest.

„15:30 Uhr, der Gitarrenunterricht müsste zu Ende sein und wenn alles gut geht und die Kids nicht bummeln, könnten sie schon im nächsten Bus sitzen.“ So saß ich da, in Schuhen und mit dem Handy in der Hand, bereit mich in ein Taxi zu schwingen und meine verlorenen Kinder irgendwo einzusammeln, wo sie nicht hingehören. Es ist nicht so, dass man quasi darauf lauert, dass sie es nicht schaffen, eher ist es die Angst vor all den schlimmen Dingen, die passieren KÖNNTEN, die einen in die Klamotten zwingt.

Um 16:04 Uhr klingelte es dann an meiner Haustür und voll beladen mit Gitarre, Sportbeutel, Mappe und seiner Schwester (inklusive ihres Zubehörs) stand da mein Sohn. Beide stolz wie Bolle mindestens 10cm gewachsen und aufgeregt schnatternd. Alles war super gelaufen: sie hatten auf der Mittelinsel der großen Kreuzung auf die grüne Ampel gewartet, auf die Busnummer geachtet, ihre Fahrkarten abgestempelt, sich hingesetzt und ihre Sachen beisammen gehalten, damit nichts verloren geht.

Puh… Wie aufregend, vor allem als besorgte Mutter. Umso stolzer war ich natürlich auf meine beiden Superkids, und konnte es ihnen gar nicht oft genug sagen. Der Mann rollte nur mit den Augen (ja, sowas kann man am Telefon hören… als Frau!) und sagte, ich solle es nicht übertreiben. Als ich ihm dann allerdings noch einmal die Tatsachen vor Augen führte (unter anderem, dass die Kids die Strecke zuvor noch nicht einmal in Begleitung gefahren waren, geschweige denn schon jemals allein auch nur eine Station mit irgendeinem Bus allein gefahren sind) musste auch er zugeben, dass die Beiden das mehr als souverän gemeistert hatten.

Und *BÄHM* sind meine kleinen Menschen groß. Sie fuhren auch die darauf folgende Woche allein mit dem Bus nach Hause (die Mama war inzwischen recht relaxt). Sie bewegen sich seit dem auch sehr viel freier hier in der Gegend, gehen allein zu  unterschiedliche Geschäfte, auf den Spielplatz, zum Sport…
Und ich betrachte das Ganze vollkommen zerrissen: auf der einen Seite froh und glücklich über jeden neuen Schritt, den sie in ihrer Entwicklung hin zur Selbstständigkeit machen, auf der anderen Seiten immer wieder besorgt und „übermüttert“.

Hört das jemals auf?! *seufz*

Chaos!!!

Ich gebe es zu, ich war noch die Ordentlichste. Schon als Kind war ich Ordnungsresistend und jegliche Drohungen und Bestechungen seitens meiner Mutter waren vergebens. War es nicht MEIN Zimmer? Sollte nicht ICH mich darin aufhalten? Was interessierte es mich, wie es andere fanden?!

Wenn ich nur lange genug durch hielt und mich so gar nicht muckte, kam ich irgendwann nach der Schule oder dem Spielplatz nach Hause und das Zimmer war komplett aufgeräumt. Sie hatte es in einem (wie ich annehme) Putzanfall, vermutlich gepaart mit Wut, aufgeräumt. Anfängliche Freude und Euphorie meiner Seits schlug schnell in Frust um, wenn ich dann etwas suchte und immer fragen musste „Mama, wo liegt denn dies und das?!“ und immer, wirklich immer ein „Wo es hingehört…“ als Einleitung mit entsprechender Zielbeschreibung kam. Nicht nur, dass manche Ablageorte mir vollkommen unlogisch und nicht durchdacht vorkamen, schon nach kurzer Zeit sah das Zimmer aus, als wäre dort nie etwas passiert. Wahrscheinlich Stundenlange Arbeit meiner Mutter konnte ich binnen kürzester Zeit vernichten.

Ziemlich früh wohnte ich dann mit meiner Jugendliebe (oh man… was mich da wohl geritten hat) zusammen und naja… Sagen wir mal so: wir haben uns beide nicht mit Ruhm bekleckert. Wobei man dazu sagen muss, dass ich damals viel arbeiten war (zuerst Arbeit mit teilweise 12 Stundenschichten und später neben der Ausbildung noch einen Nebenjob), im Gegensatz zu ihm, der nämlich gar keinem Job nachging, sondern Abends von der Couch aus noch fragte, was ich denn zu Essen machen würde (Man, man, man… Wie dämlich ich in jungen Jahren doch war.). Meine Einsicht neben Jobs und Einkauf und Nahrungsherstellung nun auch noch sauber zu machen, während gnädig Herr den ganzen Tag zu Hause vor seiner Wasserpfeife *räusper* war spärlich bis gar nicht vorhanden.

Dann kam die Zeit, in der mir das Schicksal den Ball zu warf. Ich musste mein Leben sofort und ganz flott komplett allein (Halleluja!) bewältigen. Ich versuchte durchzuhalten, nicht an mir selbst und den gerade auf mich einprasselnden Aufgaben zu scheitern. Damals lebte ich in einer Kapsel voller Pech und sowohl ich, als auch alle um mich herum, hatten das Gefühl, dass täglich etwas Neues kam. Ich fühlte mich allein trotz meiner toller Freunde, denn ich konnte nicht nach Hilfe fragen. Nicht weil ich keine zu erwarten hatte, sondern weil ich einfach nicht die Worte über die Lippen brachte. Und so versanken nicht nur meine 20er, sondern auch meine, eigentlich schnuckelige,  40m² – Wohnung im absoluten Chaos.

Irgendwie geht es aber doch immer weiter, nicht wahr?! Wenn sich Besuch ankündigte verschwand, je nach Besucher, das Schlimmste hinter einem Vorhang und Partnerschaftlich wurde es nie so eng, als das ich hätte auffliegen können. Naja, bis auf die ca. 300 losen (aber immerhin sauberen) Socken hinter der Couch, die allerdings eher zu vielen Lachern führten. Denn statt zu sortieren, kaufte ich einfach regelmäßig ein neues 10er-Pack für 5€, war ja auch viel bequemer, als sich die Zeit mit sortieren zu vertreiben.
Dann trat der Schatz in mein Leben.

Seit nun knappen 8 Jahren versuchen wir gemeinsam das zu erreichen, was andere haben: eine ordentliche Bude. Nun sind wir hier 4 Menschen in dieser Wohnung, die allesamt nicht unbedingt die Ordnungsvernatiger sind und mindestens 8-9 Stunden unter der Woche außer Haus sind. Gemeinsam sitzen wir viel lieber vor dem TV, spielen etwas oder sind draußen unterwegs. So bleibt natürlich eine Menge liegen (vor allem Wäsche *seufz*) beziehungsweise stehen und natürlich sind wir nicht sonderlich glücklich darüber. Nur schon alleine dieser Stress, wenn man verreist oder ein Wochenendtrip ansteht und man 3 Tage vorher täglich um die 4 Maschinen Wäsche wäscht (ein Lob auch auf unseren Trockner!), um für die Koffer dann auch wirklich alles zu haben. Schrecklich…

Wir geben uns wirklich Mühe und ja, unser Haushalt trifft nicht bei allen Menschen aus unserem Familien-/Bekanntenkreis auf Akzeptanz. Wir sind selbst20171104_215347.jpg auch nicht immer glücklich mit dem, was uns morgens erwartet, wenn wir über Schmutzwäsche im Flur steigen, die Schlüssel 10 Minuten auf dem zugerödelten Tisch suchen, keinen Platz finden um den Einkauf abzustellen oder es plötzlich an der Tür klingelt, weil jemand spontan die Idee hatte uns zu besuchen. Gestern haben wir uns Inspiration aus dem Internet für einen „Putzplan“ geholt und werden ihn ab Montag mal testen. Nicht, weil wir nicht wissen, was alles getan werden muss in einem Haushalt, sondern damit man es täglich vor Augen hat und dadurch so ein ganz klitzekleines Bisschen ordentlicher wird.

Auch die Kinder haben einen solchen Plan bekommen. Ich denke noch immer, dass in einem Kinderzimmer das Kind lebt und sich mit der Ordnung/Unordnung darin arrangieren muss. Ich muss da nicht rein, zumindest fällt mir kein plausibler Grund (bis auf Krankheit oder Unfall des Kindes) ein. Noch nicht einmal zum Wäscheschrank, denn den müssen die Kids seit ca. einem halben Jahr selber managen (Klamotten einsortieren und zu klein gewordene aussortieren), gelesen wird immer zusammen in unserem großen Bett… Ab und zu bestehe ich dann aber doch auf Laufschneisen und das auch nur, weil ich denke, dass sie sonst später genau so chaotisch werden wie ich, wenn sie gar nichts machen brauchen. Dann helfe ich auch, aber eher in der Form, dass ich ihnen sage, welcher Schritt als nächstes kommt.

Was ich noch nie gemacht habe und auch hoffentlich nie tun werde, ist dieses panische Tiptop-vom-Boden-essen-aufräumen. Das hat meine Mutter damals immer betrieben, wenn ihre Mutter uns mal besuchen kam. Klar, als Mutter von 5 Kindern wollte sie wahrscheinlich nicht so dastehen, als wäre sie mit der Situation überfordert. Schon gar nicht vor der eigenen Mutter, die immer ein tippitoppe Haus hatte und ihre Kinder Sonntags noch mit weißen Kleidchen geschmückt hat.
Hier bei uns liegen die Prioritäten eben auf unser Leben als Familie und wem  es zu unordentlich ist, der möge doch einfach nicht kommen, oder sich das Putzzeug in der Küche zusammen suchen und selber Hand anlegen.

Wie ich gerade jetzt auf diesen Beitrag komme? Morgen früh kommt eine Freundin mit ihren zwei Kindern zum Frühstück. Und obwohl ich eigentlich noch ein paar Klamotten weglegen müsste, den Wohnzimmerschrank mal wieder entstauben könnte, der kleine Tisch noch voller Chaos ist und die Schmutzwäsche im Flur bestimmt nicht vor hat alleine in den Keller zu laufen, poste ich hier. Die Küche ist sauber und das Badezimmer, zumindest das eine, ist geeignet um Gäste rein zu lassen. Und der Rest bleibt eben so. Es stört uns ja nicht beim frühstücken 😉

Halloween 2017

Bis jetzt habe ich es fast jedes Jahr wirklich gut geschafft, mich und meine Kinder von diesem „Feiertag“ fern zu halten. Positiv unterstützend war bisher immer die Tatsache, dass  Halloween an einem ganz normalen Wochentag statt fand und wir somit alle bis mindestens 16:30 Uhr in den Einrichtungen waren um dann platt nach Hause zu kommen.

Dieses Jahr (ihr wisst schon, 500. Reformationstag, sogar Berlin nahm dies als Feiertag wahr) war es ein wenig schwieriger und wir waren zur Halloweenparty bei einer lieben Freundschaft eingeladen. Meine Kinder natürlich vollkommen aus dem Häuschen, die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren (heißt sie liefen seit 10 Uhr morgens im Kostüm durch die Wohnung) und ich freute mich einfach auf ein nettes Beisammensein.

Mal ganz unter uns: ich persönlich bin ja so gar nicht der Partymensch, Mottoparty sowieso nicht und den ganzen Kladeradatsch zu organisieren/vorzubereiten liegt nicht in meinem genetischen Material (genauso wenig wie dieses dekorieren zu Jahreszeiten/ Anlässen). Umso mehr Respekt habe ich vor Leuten, die das gerne machen. Ein bisschen kommt dann immer das schlechte Gewissen, denn auf Arbeit mache ich sowas ja durchaus wenn auch mehr gezwungen als voller Freude…

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Quelle: Gastgeberin

Als ich mit meinem kleinen „Sith Lord“ und meiner Hexe klingelte, betraten wir den Vorhof von Halloweentown und verließen ihn quasi rollend erst 6 Stunden später wieder. Während die anderen Kinder sich in ihrer direkten Nachbarschaft die Beutel füllen ließen, mussten meine Kinder allerdings drin bleiben.

Und spätestens da war mir mal wieder klar, was für tolle Kinder ich habe, denn auch wenn sie gerne mitgegangen wären, verständlicher Weise, haben sie dennoch genau gewusst, wieso sie nicht dürfen. Nach weniger als 15 Minuten waren die restlichen Kinder auch alle wieder da und alles war gut.

Wieso meine Kinder nicht mit durften? Wir bringen unseren Kindern bei, dass sie nicht mit fremden Leuten sprechen sollen und schon gar nichts ANNEHMEN sollen, bitte auch nicht in meiner Gegenwart. Und davon bin ich überzeugt, auch an Halloween (was im übrigen ganz stark damit zu tun haben wird, dass dieses „Fest“ nicht mit mir verbunden ist, weder kulturell, noch religiös oder sonst irgendwie). Es ist so ein bisschen, wie mit diesen Mottopartys: es ist okay, wenn andere das mögen, ich kann da aber nicht über meinen Schatten springen.
Nun kann ich davon ja halten was ich mag, meine Kinder wachsen trotzdem in einer Zeit auf, in der sich Halloween in Deutschland schon sehr etabliert hat und man eigentlich gar nicht mehr drum herum kommt. Mein Kompromiss den Kindern gegenüber ist, dass sie an Partys teilnehmen dürfen, sich (natürlich) verkleiden dürfen und dann bei den Lieblingsnachbarn und manchmal auch bei Familie und Freunden, klingeln können um ihren, ohnehin unendlichen, Vorrat an Zuckerzeug aufzufüllen.

So lief das dann auch dieses Jahr. Die Freundin versorgte die „armen“ Kinder ganz mitleidig mit gefühlten 50 kg Süßkram zusätzlich (neben den vielen Rotz- und Blutmuffins, den Mumienwürsten, Buhnananen…) zum mitnehmen, die Lieblingsvera verteilte auch nochmal 30kg und die Lieblingsnachbarn trugen, nach einem Bilderbuchschreck auch nochmal ihren Teil für die nächste Zahnbehandlung bei.

Vielleicht bin ich da ein bisschen sehr übervorsichtig, meinetwegen auch engstirnig oder komisch. Aber ich kann nun mal nicht aus meiner Haut raus und ich bin mehr als Dankbar dafür, dass ich so grandiose Kinder habe, die so viel schon verstehen und die Macken ihrer Mutter einfach (noch?!) hinnehmen.

Seine Brille, ihre Brille

Vor einem guten halben Jahr wurde bei unserem jährlichen Augenarztbesuch mit den Kindern festgestellt, dass das große Kind eine Brille benötigt. Natürlich war das nicht ganz so einfach, kennt ihr zufällig diese bösen Augentropfen, welche die Pupillen erweitern? Sie sind schon für den Erwachsenen ungefähr so angenehm wie ein spitzer Stein im Schuh bei einem Marathon. Mit dem Unterschied, dass man sich, theoretisch, der Notwendigkeit einer solchen Behandlung bewusst ist und sie ohne großen Aufhebens über sich ergehen lässt. Anders bei einem Kind. Die blöden Tropfen brennen und sollen im Abstand von jeweils 10 Minuten dreimal in beide Augen getropft werden. Schon beim aller ersten Tropfen, der die Netzhaut des Kindes berührt, war für mein Kind klar: meine Eltern wollen mich quälen, da spiel ich nicht!

Nun gut, dank gezuckerter Bestechung ging es dann doch irgendwie und die nette Frau Doktor stellte wie gesagt eine Weitsichtigkeit beim großen Kind fest. Wir bekamen ein Rezept mit den Werten und straksten damit gleich am nächsten Tag zum Optiker unseres Vertrauens.

Ich wartete auf den Kundenbetreuer und legte alles weitere in seine Hände. Brille aussuchen? Geht gar nicht! Weder habe ich für mich selbst ein gutes Gespür was eine passende Brille anbelangt (könnte daran liegen, dass ich die Modelle auf meiner Nase so gut wie gar nicht erkennen kann ohne Brillengläser), noch konnte ich mir meinen kleinen Mann mit einem Nasenfahrrad vorstellen. Ist ja auch irgendwie klar, immerhin hatte er die letzten 7 Jahre das makelloseste Gesicht der Welt und nun sollte da so ein olles Drahtgestell drauf?! Bäääähhh…
Während wir warteten, schaute sich der Prinz schon einmal ein wenig um und entdeckte auch relativ flott zwei grundlegend verschiedene Brillenmodelle, die ihm absolut gefielen. Das eine war ein Kunststoffbrille in schwarz/neongrün und die andere eine blaue Titanflexbrille. Ungewohnt sahen sie beide aus und da sie sich preislich auch nicht besonders viel nahmen, sollte die letzte Entscheidung beim Kind liegen, immerhin würde er das Teil ja mit Überzeugung tragen müssen. Die Titanflex bekam (zum Glück) den Zuschlag und nach noch nicht einmal einer halben Stunde waren wir wieder aus dem Geschäft und mein Sohn zählte quasi schon die Stunden, bis wir die Brille abholen würden.

Vor gut drei Wochen hatten wir wieder einen Termin beim Augenarzt, diesmal musste auch die Prinzessin in den sauren Apfel beißen und ich hatte das unglaubliche „Glück“ mir das Tropfendrama diesmal im Doppelpack geben zu dürfen (mein Beileid an alle Zwillingseltern, ich kann nur im Ansatz erahnen, was ihr teilweise durchleiden müsst).

Zuerst sprang der Große auf den Behandlungsstuhl und *HURRA* wir bekamen neue Werte für den Optiker (absehbarer Weise muss ich sagen!).
Da der Große so gar keine Lust hatte den Sehtest seiner Schwester beizuwohnen bzw. schwer davon abzuhalten war, ihr nicht vorzuflüstern, durfte er im Wartebereich nochmal ein Buch ansehen, während ich der Prinzessin seelischen Beistand leistete. „Also wir könnten jetzt nochmal die nächste Untersuchung in 3 Monaten abwarten oder jetzt schon mit einer Korrekturmaßnahme beginnen.“ sagte die Ärztin. Das Kind schaute fragend zur Ärztin, während ich sagte, dass es mir gleich wäre, ob man nun heute oder in drei Monaten eine Brille suchen müsste. Plötzlich sprang ein mehr als euphorisches Kind vom Stuhl, hüpfte mit „Ich darf eine Brille haben, ich darf eine Brille haben…“-Singsang durchs Behandlungszimmer, riß die Tür auf und kreischte überglücklich „Aaaaaaaallleeexxx, ich bekomm endlich auch eine Brille!!!!“

Die anderen Patienten lachten, die Ärztin freute sich über diesen Gefühlsausbruch („Sowas ist mir jetzt in 25 Jahren aber auch das erste Mal passiert!“) und die Arzthelferin versuchte das ausgeflippte Kind (vergeblich) lächelnd mit Gummibärchen zu beruhigen. Was musste also sofort geschehen? Richtig, wir mussten um 18:30 Uhr noch schnell den Optiker überfallen. Dort kamen wir dann um 20:10 Uhr mit einem todunglücklichem und weinenden Kind wieder heraus, denn es gab dort KEINE Brille, die ihr entweder gepasst, gefallen oder gestanden hätte. DRAMA BABY!
Dieses Problem hatten wir bei noch 10 (!) weiteren Optikern. Ihr könnt euch meine Verzweiflung sich vorstellen?! „Deine Brille muss erst designt werden!“ sagte ich zu ihr, wobei mir plötzlich die Arzthelferin einfiel, die von einem Optiker in der Nähe sprach, welcher Haribo-Brille hatte, die ausgesprochen flexibel sowohl im Material, als auch in der Gestaltung seien. 17-10-08-19-25-30-345_deco.jpg

Also wir sofort dorthin und ENDLICH fanden wir das Gesuchte! Prinzessin suchte sich die Form der Gläser und die Farben der einzelnen Bauteile zusammen und bekam endlich DIE perfekte Brille, die sie tatsächlich „selber“ designt hatte. Natürlich in ihren Lieblingsfarben neonpink/neongelb, passend zu ihrem Ranzen! Nach gerade mal 4 Tagen war das gute Stück schon abholbereit und endlich kehrte wieder Ruhe und Glückseligkeit ins Mädchenherz ein.

Meine Güte, was war das für eine Tortur! Erst recht, wenn man den Brillenkauf des Prinzen im Hinterkopf hat, wo es zwei passende Brillen im ersten Laden gab und man nur zu warten brauchte, für welches Modell er sich denn letztlich entscheiden würde. Hoffentlich wächst sie nicht allzu schnell aus dem Gestell bzw. der Produktlinie heraus, damit mir eine erneute Suche erspart bleibt!

 

Kita adé

Wir haben es geschafft, das Kindergartenalter liegt nun gänzlich hinter uns und ich bin so froh darüber!
Zum einen habe ich dadurch jetzt morgens sehr viel mehr Zeit, denn aus zwei morgendlichen Wegen ist nun einer geworden. Zum anderen war die Prinzessin mehr als reif und hat uns zu Hause schon mit etlichen schulischen Dingen terrorisiert, die wir doch versucht haben so lange wie möglich zu meiden, um sie in der ersten Klasse nicht zu unterfordern.

Endlich haben wir zwei Schulkinder daheim. Ich nenne es einfach mal elterlichen Luxus im Schafsstall. Wo noch vor gar nicht allzu langer Zeit Windeln, Feuchttücher und Wasserflaschen den elterlichen Alltag bestimmt haben, herrschen nun Stifte, Papier, Kleber und Playmobil vor. Wenn ich gefühlt noch gestern der Alleinanimateur mit Handpuppen und Fingermalfarben war, darf (aber muss nicht) ich nun „11er raus“, „Mister Pups“ oder „Mensch ärgere dich nicht“ spielen. Habe ich nicht noch vor kurzem den ganzen Tag nach Arbeit die Kinder betüddelt und mich erst Abends um mich und meine Belange gekümmert, kann ich nun auch einfach auch mal am Tage meinen Interessen und Aufgaben nach gehen.

Das hört sich schrecklich an, nicht wahr?
Ich habe es gemocht mit meinen kleinen Monstern über Teppiche zu krauchen, Krabbel- und Frühmusikalischegruppen zu besuchen. Ich habe jede neue Entwicklung mit Argusaugen überwacht und ersehnt um sie dann stolz der ganzen Welt zu präsentieren. Aber eben auch nur so lange es nötig war. Bis 19 Uhr Vollblutmama. Dann kam das Sandmännchen und ich kroch auf dem Zahnfleisch langsam in Richtung Mandysein. Ab 19:15 Uhr war die Wandlung dann vollbracht, denn die Kinder hatten ihre Gute-Nacht- Geschichten und schliefen seelig. Manchmal hatte ich keinen Elan mehr aber doch riesige Lust und Sehnsucht einem meiner Hobbys nach zu gehen, so dass ich dann erst die Wolle, ein Buch oder die Nähmaschine hervor holte. Beim arbeiten kam auch der Elan zurück, so dass ich manchmal bis 4 Uhr morgens saß und dann schnell ins Bett sprang, um wenigstens noch ein bisschen zu schlafen, bevor um 6:45Uhr der Wecker klingelte.

Seit einiger Zeit hat sich das alles etwas geändert. Die Kinder wurden größer und selbstständiger. Sie fingen immer mehr an, miteinander zu spielen oder sich alleine zu beschäftigen. Mama war plötzlich immer weniger nötig um der Langeweile den Garaus zu machen. Der Mann fing dann an, einmal in der Woche zu einem Vater-Kind-Turnen zu gehen und auch das wöchentliche Schwimmtraining zu  übernehmen. Dabei vergas er nie, mich darauf aufmerksam zu machen, es mir in den Stunden gut gehen zu lassen.

Endlich kann man Ausflüge wesentlich entspannter entgegenblicken. Nichts mit 1000 Artikel ins Auto quetschen um dann doch dies oder das vergessen zu haben. Inzwischen bräuchte man inzwischen gar nichts mehr mitzunehmen. Natürlich packt man trotzdem noch einen Rucksack mit ein paar Kleinigkeiten zusammen, aber was man nicht einpackt, ist eben nicht dabei und wird entweder unterwegs durch etwas anderes ersetzt oder eben nicht. Außerdem muss man die Kinder nicht mehr jede Sekunde im Blick haben, weil man Angst haben muss, dass sie ins Lagerfeuer rennen, in den Pool stürzen, Steckdosen inspizieren, gefährliche oder fremde Tiere anpatschen, sich irgendetwas gefährliches/ giftiges in den Mund stecken, irgendwo drauf klettern und verglücken, einfach auf die Hauptstraße rennen und so weiter.

Was nicht heißt, dass Frau und Mann so gar nichts mehr zu tun haben, sich auf die17-10-06-11-31-51-944_deco.jpg Bank setzen und chic ist. Da kommen wir erst im nächsten Lebensabschnitt (der sich Pubertät nennt und mir jetzt schon Angst und schlaflose Nächte bereitet) hin. Als Mutter weiß ich, was meine Kleinen können (also meistens), aber man(dy) geht ja immer vom Fehlverhalten der anderen aus. So hat man dann doch immer ein Auge auf die kleinen Menschen, im besten Fall so, dass sie es gar nicht merken: im Schwimmbad damit sie nicht gestuckt werden oder jemand auf sie springt; auf Spielplätzen oder öffentlichen Plätzen, damit kein Fremder sie mitnimmt oder anspricht; beim Radfahren, damit sie nicht von anderen übersehen werden…

Und doch, der Abschnitt Kitaalter war irgendwie auch schön. Sehr intim und geprägt von nie enden vollenden Phasen, die sich einfach nur abklatschten, manchmal laut, manchmal leise. Teilweise gesundheitlich anstrengend, oft emotional sehr rasant.

Nun sind beide Kinder im Grundschulkindalter und obwohl wir beim Großen starke Startschwierigkeiten hatten, ist es nun nur noch aufregend, wenn Tests bevorstehen. Kann es sein, dass dieser Abschnitt der ruhigste im Elterndasein ist?!

Ich bin gespannt…

Gedankenblase

17-10-01-20-51-39-959_deco.jpgLange und viel habe ich mit mir gehadert, ob ich nicht mal wieder schreiben möchte. Es gab so viele Dinge, die mich belastet haben. Im privaten Umfeld, im virtuellen Leben, beruflich… Ich fing wieder an Tagebuch zu schreiben. So ganz oldscool mit Füller und auf echtem Papier. Nicht täglich, um Gottes Willen, aber doch regelmäßig. Eigentlich immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, dies oder das würde ich jetzt gerne bloggen wollen.

Niemand wird gerne angefeindet oder gar bedroht. Dies bezieht sich (natürlich) auf das reale Leben, aber auch auf das virtuelle. Wo man im social Media noch recht geschützt unterwegs ist, da man sich die Menschen aussuchen kann, von denen man liest, ist man auf einem Blog doch recht „ausgeliefert“.
Natürlich kann man die Kommentare ignorieren, nur mit Freischaltung veröffentlichen etc. Und dennoch trifft es einen. Man beginnt Beiträge nicht mehr zu veröffentlichen und irgendwann geht man gar nicht mehr auf die Internetseite, weil man keine Lust mehr darauf hat wieder eklige Dinge zu lesen, die einem wildfremde (!) Menschen, anonymisierte Bekannte, ehemalige Freundschaften oder „Familie“ an den Kopf werfen. Im Internet sind immer alle so stark, doch wer kann von sich behaupten, all das, was er mir geschrieben hat, auch ins Gesicht zu sagen? Ich bin mir sicher, dass es da niemanden gibt und dennoch nagt  es an mir und ich hatte die Lust verloren.
Zwischendurch dachte ich, es sei DIE Lösung, Beiträge zu schreiben, die man nur mittels Passwort erreichen kann. Doch stellte ich schon beim ersten fest, dass das so auch nicht funktioniert. Aktuell befinden sich 97 unveröffentlichte Beiträge hier auf dem Blog und ich bringe es nicht übers Herz sie zu löschen. Das sie nicht veröffentlicht werden, da ihre Zeit und Aktualität inzwischen vorüber sind, steht außer Frage und dennoch, sie bleiben wo sie sind, vielleicht als Mahnmal, vielleicht als Inspiration aber ganz sicher, als virtuelle Erinnerung.

Inzwischen habe ich mich auf allen Ebenen des Lebens wieder gefasst und bin auch wieder bereit, mich dem Thema bloggen zu stellen. Ich fühle mich endlich wieder gewappnet, habe neue Methoden für mich entwickeln können und werde es wieder angehen. Nicht zuletzt dank des Zuspruchs lieber Menschen, die mich in letzter Zeit mehrfach darauf stießen, dass ich es wieder wagen sollte.

An all jene, die meinen, ihren Unmut und ihre persönliche Unzufriedenheit mir gegenüber nur in der anonymisierter Form bewältigen zu können: Tut es ruhig, wenn ihr dann endlich abschließen könnt und euer Leben beginnen könnt zu leben. Aber wartet nicht auf eine Antwort oder einen Kommentar von mir. So etwas können nämlich nur Menschen erwarten, die mit mir sprechen.