Heute kam mein Großer nach der Schule zu mir und zeigte mir sein Elternheft. Mit gemischten Gefühlen nahm ich es entgegen, schaute mir meinen Sohn an und öffnete langsam das Heft.
Im letzten Schuljahr bekamen wir jeden zweiten Tag (gefühlt) das Elternheft und mussten Dinge lesen, die einen als normalen Mensch schon komisch gucken lässt, als liebende Mutter aber den blanken Hass hochsteigen lässt. Man(dy) war sich nicht sicher, ob die gute Frau, die da so negativ von diesem tollen Kind schreibt, überhaupt weiß, wessen Heft sie da beschriftet. Ich war irgendwann dann emotional schon so abgedrehten, dass ich nur schon beim aufklappen des Hefts (wortwörtlich) rot sah und versprach, dass ich in gewissen Situationen nicht für die Funktionalität meiner Bremsen garantieren würde.
Heute nahm ich also das neue Elternheft (das alte habe ich voller Freude zerrissen und vor 3 Wochen entsorgt) in die Hand, auf das Schlimmste vorbereitet; schon tröstende Worte für meinen kleinen Schatz im Hinterkopf.
Und dann sehe ich einen kleinen, einsamen Satz. Kurz und knapp, ein wenig unscheinbar zwischen den Mitteilungen über Hausaufgaben, die inzwischen recht ordentlich vom kleinen Mann eingetragen wurden und beginne zu weinen.
Dieser Satz hat kein reißerisches Potential oder wird jemals in einem Geschichtsbuch erscheinen (naja, wer weiß was aus dem kleinen Mann mal wird 😉) und doch…
Dieser kleine Satz bezeugt den erfolgreichen Schulwechsel. Er beweist, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, dass wir richtig damit lagen nicht der Lehrerin zu glauben, sondern auf unser Gefühl und unserem Kind vertraut haben.
An der an der alten Schule war er der Junge, der als LRS-Kind abgestempelt war und ständig aus dem Unterricht genommen wurde, weil er einfach nichts verstehen würde und deshalb der besonderen Aufmerksamkeit der Sonderpädagogin bedurfte. Heute war er der Junge, der von der strengsten Deutschlehrerin der Schule ein Lob ins Elternheft bekommen hat und sich inzwischen sehr gut in der Schule macht.
Dieser kleine Kerl schaut mich stolz an, sieht meine Freudentränen, nimmt mich in den Arm, gibt mir einen Kuss auf den Hals und flüstert mir ins Ohr, dass ich nicht weinen muss, weil es ihm endlich gut in der Schule geht.
Es gibt Lehrer die können Kindern das Leben zur Hölle machen, aber zum Glück gibt es auch die anderen und von denen gibt es zum Glück viel mehr, als es in Zeiten der Not scheinen mag.
Der kleine, starke Mensch ist nun über den Berg und ich, ich bin langsam auf dem Weg zur Spitze.