Ich gebe es zu, ich war noch die Ordentlichste. Schon als Kind war ich Ordnungsresistend und jegliche Drohungen und Bestechungen seitens meiner Mutter waren vergebens. War es nicht MEIN Zimmer? Sollte nicht ICH mich darin aufhalten? Was interessierte es mich, wie es andere fanden?!
Wenn ich nur lange genug durch hielt und mich so gar nicht muckte, kam ich irgendwann nach der Schule oder dem Spielplatz nach Hause und das Zimmer war komplett aufgeräumt. Sie hatte es in einem (wie ich annehme) Putzanfall, vermutlich gepaart mit Wut, aufgeräumt. Anfängliche Freude und Euphorie meiner Seits schlug schnell in Frust um, wenn ich dann etwas suchte und immer fragen musste „Mama, wo liegt denn dies und das?!“ und immer, wirklich immer ein „Wo es hingehört…“ als Einleitung mit entsprechender Zielbeschreibung kam. Nicht nur, dass manche Ablageorte mir vollkommen unlogisch und nicht durchdacht vorkamen, schon nach kurzer Zeit sah das Zimmer aus, als wäre dort nie etwas passiert. Wahrscheinlich Stundenlange Arbeit meiner Mutter konnte ich binnen kürzester Zeit vernichten.
Ziemlich früh wohnte ich dann mit meiner Jugendliebe (oh man… was mich da wohl geritten hat) zusammen und naja… Sagen wir mal so: wir haben uns beide nicht mit Ruhm bekleckert. Wobei man dazu sagen muss, dass ich damals viel arbeiten war (zuerst Arbeit mit teilweise 12 Stundenschichten und später neben der Ausbildung noch einen Nebenjob), im Gegensatz zu ihm, der nämlich gar keinem Job nachging, sondern Abends von der Couch aus noch fragte, was ich denn zu Essen machen würde (Man, man, man… Wie dämlich ich in jungen Jahren doch war.). Meine Einsicht neben Jobs und Einkauf und Nahrungsherstellung nun auch noch sauber zu machen, während gnädig Herr den ganzen Tag zu Hause vor seiner Wasserpfeife *räusper* war spärlich bis gar nicht vorhanden.
Dann kam die Zeit, in der mir das Schicksal den Ball zu warf. Ich musste mein Leben sofort und ganz flott komplett allein (Halleluja!) bewältigen. Ich versuchte durchzuhalten, nicht an mir selbst und den gerade auf mich einprasselnden Aufgaben zu scheitern. Damals lebte ich in einer Kapsel voller Pech und sowohl ich, als auch alle um mich herum, hatten das Gefühl, dass täglich etwas Neues kam. Ich fühlte mich allein trotz meiner toller Freunde, denn ich konnte nicht nach Hilfe fragen. Nicht weil ich keine zu erwarten hatte, sondern weil ich einfach nicht die Worte über die Lippen brachte. Und so versanken nicht nur meine 20er, sondern auch meine, eigentlich schnuckelige, 40m² – Wohnung im absoluten Chaos.
Irgendwie geht es aber doch immer weiter, nicht wahr?! Wenn sich Besuch ankündigte verschwand, je nach Besucher, das Schlimmste hinter einem Vorhang und Partnerschaftlich wurde es nie so eng, als das ich hätte auffliegen können. Naja, bis auf die ca. 300 losen (aber immerhin sauberen) Socken hinter der Couch, die allerdings eher zu vielen Lachern führten. Denn statt zu sortieren, kaufte ich einfach regelmäßig ein neues 10er-Pack für 5€, war ja auch viel bequemer, als sich die Zeit mit sortieren zu vertreiben.
Dann trat der Schatz in mein Leben.
Seit nun knappen 8 Jahren versuchen wir gemeinsam das zu erreichen, was andere haben: eine ordentliche Bude. Nun sind wir hier 4 Menschen in dieser Wohnung, die allesamt nicht unbedingt die Ordnungsvernatiger sind und mindestens 8-9 Stunden unter der Woche außer Haus sind. Gemeinsam sitzen wir viel lieber vor dem TV, spielen etwas oder sind draußen unterwegs. So bleibt natürlich eine Menge liegen (vor allem Wäsche *seufz*) beziehungsweise stehen und natürlich sind wir nicht sonderlich glücklich darüber. Nur schon alleine dieser Stress, wenn man verreist oder ein Wochenendtrip ansteht und man 3 Tage vorher täglich um die 4 Maschinen Wäsche wäscht (ein Lob auch auf unseren Trockner!), um für die Koffer dann auch wirklich alles zu haben. Schrecklich…
Wir geben uns wirklich Mühe und ja, unser Haushalt trifft nicht bei allen Menschen aus unserem Familien-/Bekanntenkreis auf Akzeptanz. Wir sind selbst
auch nicht immer glücklich mit dem, was uns morgens erwartet, wenn wir über Schmutzwäsche im Flur steigen, die Schlüssel 10 Minuten auf dem zugerödelten Tisch suchen, keinen Platz finden um den Einkauf abzustellen oder es plötzlich an der Tür klingelt, weil jemand spontan die Idee hatte uns zu besuchen. Gestern haben wir uns Inspiration aus dem Internet für einen „Putzplan“ geholt und werden ihn ab Montag mal testen. Nicht, weil wir nicht wissen, was alles getan werden muss in einem Haushalt, sondern damit man es täglich vor Augen hat und dadurch so ein ganz klitzekleines Bisschen ordentlicher wird.
Auch die Kinder haben einen solchen Plan bekommen. Ich denke noch immer, dass in einem Kinderzimmer das Kind lebt und sich mit der Ordnung/Unordnung darin arrangieren muss. Ich muss da nicht rein, zumindest fällt mir kein plausibler Grund (bis auf Krankheit oder Unfall des Kindes) ein. Noch nicht einmal zum Wäscheschrank, denn den müssen die Kids seit ca. einem halben Jahr selber managen (Klamotten einsortieren und zu klein gewordene aussortieren), gelesen wird immer zusammen in unserem großen Bett… Ab und zu bestehe ich dann aber doch auf Laufschneisen und das auch nur, weil ich denke, dass sie sonst später genau so chaotisch werden wie ich, wenn sie gar nichts machen brauchen. Dann helfe ich auch, aber eher in der Form, dass ich ihnen sage, welcher Schritt als nächstes kommt.
Was ich noch nie gemacht habe und auch hoffentlich nie tun werde, ist dieses panische Tiptop-vom-Boden-essen-aufräumen. Das hat meine Mutter damals immer betrieben, wenn ihre Mutter uns mal besuchen kam. Klar, als Mutter von 5 Kindern wollte sie wahrscheinlich nicht so dastehen, als wäre sie mit der Situation überfordert. Schon gar nicht vor der eigenen Mutter, die immer ein tippitoppe Haus hatte und ihre Kinder Sonntags noch mit weißen Kleidchen geschmückt hat.
Hier bei uns liegen die Prioritäten eben auf unser Leben als Familie und wem es zu unordentlich ist, der möge doch einfach nicht kommen, oder sich das Putzzeug in der Küche zusammen suchen und selber Hand anlegen.
Wie ich gerade jetzt auf diesen Beitrag komme? Morgen früh kommt eine Freundin mit ihren zwei Kindern zum Frühstück. Und obwohl ich eigentlich noch ein paar Klamotten weglegen müsste, den Wohnzimmerschrank mal wieder entstauben könnte, der kleine Tisch noch voller Chaos ist und die Schmutzwäsche im Flur bestimmt nicht vor hat alleine in den Keller zu laufen, poste ich hier. Die Küche ist sauber und das Badezimmer, zumindest das eine, ist geeignet um Gäste rein zu lassen. Und der Rest bleibt eben so. Es stört uns ja nicht beim frühstücken 😉