Und doch…

Vor guten 4 Monaten haben wir unseren Hund in die Tierarztpraxis gebracht. Gemeinsam als Familie haben wir ihm die Pfötchen gehalten, ihn im Arm gehalten und versucht ganz tapfer zu sein, als er sich langsam mit Hilfe der Tierärztin auf seinen letzten Weg machte.

Für die Erwachsenen stand fest, dass vorerst kein neuer Hund zu uns kommen würde. Wir hatten unterschiedliche Gründe, die jeder für sich richtig und vernünftig war, zu dem kam der Schmerz des Verlustes noch stark zum tragen.

Vor einem Monat war eine Freundin bei uns zu Besuch, die mich fragte, ob ich sie ins Tierheim begleiten würde, sie hätte auf der Internetseite einen Diabeteskater gesehen und sich sofort verliebt. Also fuhren wir am Samstag dort hin. Und obwohl ich sie eigentlich nicht mitnehmen wollte, saß dann plötzlich das Tochterkind mit im Auto. Mehrfach impfte ich ihr ein, dass wir KEIN Tier mitnehmen würden, egal wie niedlich, egal wie traurig es gucken würde.
Der Kater war dann nicht mehr da und so stromerten wir durch die anderen Häuser, in der Hoffnung noch einem anderem Kätzchen ein neues zu Hause beschaffen zu können. Ohne Erfolg, denn es hat nicht noch einmal gefunkt. Zum Abschluss wollte ich dann noch kurz zu den Hunden. Nur mal gucken. Der Schatz daheim würde sofort seine sieben Sachen packen und auf nimmer Wiedersehen verschwinden, würden wir ein Tier mitbringen, so viel wusste ich.
Also schauten wir. Und ganz im Ernst, ich hätte gut die Hälfte der Tiere mitnehmen wollen, aber eine hatte es uns ganz besonders angetan. Leider aus der Kategorie „Listenhund“. Leider, weil die Haltung eines solchen Tieres nicht mal eben so (was ja im Grundsatz vernünftig ist!) geschieht. Hier in Berlin brauch man eine Bescheinigung des Vermieters (in unserem Fall der Eigentümergesellschaft), den Sachkundenachweise für jeden der mit dem Tier raus geht (also auch die eventuelle Urlaubsvertretung und man muss den Wesenstest mit dem Tier „durchstehen“. Besteht das Tier diesen, kann man nach einem halben Jahr Hundeschule (natürlich mit Nachweis) einen Antrag auf Befreiung von Leinen- und Maulkorbpflicht stellen, besteht er den Test nicht, entfällt diese Option. Hinzu kommen natürlich wie bei allen Hunden noch die Hundesteuer, Hundehaftpflicht und etliche Tierarztkosten…
Wir haben uns lange und eingehend informiert, hin und her überlegt und uns dann dagegen entschieden.

Dann schickte eine andere Freundin ein Bild von einem Aushang im Hundeauslaufgebiet, ein Labradormix suchte ebenfalls ein neues zu Hause und ich war ganz hin und weg. Der Schatz war nicht begeistert, noch immer hielt er an den Argumenten fest, dass wir keinen Hund mehr haben wollen. Trotzdem kam er zu einem Kennenlerntermin mit in den Wald. Bei diesem Termin jedoch entleibte ich mich wieder. Das Tier war zu groß, es sabberte wie nichts was ich sonst kannte, die Augenlider hingen schon tief… Wir gehörten nicht zusammen, das spürte ich.

Aber da der Schatz sich nun ergeben hatte in seinem Schicksal, suchte ich aktiv im Netz nach Hunden. Plötzlich war der Wunsch nach einem Hund übermächtig, keine Ahnung warum.
Es sollte kein Welpe sein, denn mir war klar, dass ich momentan keine Zeit hätte, um die Sauberkeitserziehung konsequent zu verfolgen. Bei mehreren Spaziergängen erwähnte der Schatz, dass er Französische Bulldoggen niedlich fände und sich eine solche dann doch als Hund für uns vorstellen könnte. Und dann hatte ich zwei Tiere in der engeren Auswahl. Einen schwarzen Rüden und eine Hündin. Der Schatz verliebte sich direkt in die Hündin, welche dann zwei Tage später bei uns einzog.

ElfriedeIhr Name ist Elfriede, sie ist ein Boston Terrier und sie ist 5 Jahre alt. Sie scheint schon einiges erlebt zu haben in ihrem Leben, denn auch wenn sie weder beißt noch bellt, so merkt man ihr schon an, dass sie vor einigem Angst hat. Zum Beispiel vor dem Schatz, oder wenn jemand hinter ihr läuft, bei anleinen etc..
Zwar schien die Stelle, wo wir sie abgeholt haben sehr nett und bemüht zu sein, jedoch haben viele Punkte ihrer Geschichte im Nachhinein keinen Sinn ergeben und auch das Verhalten des Tieres passt nicht zu ihrer angeblichen Geschichte. Wenn man raten müsste, würde man an ganz andere Dinge denken und ist eigentlich nur froh, dass sie es jetzt endlich nett haben wird.

Jeden Tag taut sie ein bisschen mehr und kommt ein Stückchen weiter aus ihrem Schneckenhaus heraus. Hat sie am Anfang nicht gefressen und nur geschlafen, so kommt sie jetzt aktiv kuscheln, freut sich, wenn es nach draußen geht und frisst wie ein kleiner Scheunendrescher ^^ Jetzt nach einer Woche möchte ich sogar schon so weit gehen und behaupten, dass sie eine Beziehung zu uns (vor allem mir) aufgebaut hat.
Sie zu mögen ist auch nicht sonderlich schwer, denn ihre ganze Art ist wirklich niedlich, durch die Glubschaugen wirkt sie einfach nur abknutschwürdig und sie ist so lieb zu Mensch und Tier, egal ob fremd oder bekannt.

Der Schatz ist im Übrigen auch ganz hin und weg und ist froh, dass ich jetzt einen Kuschelhund habe und nicht nach einem weiteren Kind gebettelt habe ^.^